In Erinnerung an Mike Gehrke
Die Geschichte des Jazz Club Hannover ist zugleich eine Geschichte über den rührigen „Jazzpapst“ und hannoverschen Imagepfleger Michael „Mike“ Gehrke. Er prägte den Club in seiner fast 40-jährigen Amtszeit wie kein anderer Vorsitzender, was zum einen an seinem niemals versiegenden Ideenreichtum und zum anderen an seinem Talent lag, international Botschafter für den Club zu gewinnen.
Mike Gehrke, der im Oktober 1968, zwei Jahre nach Gründung des Jazz Clubs, mit großer Mehrheit zu dessen neuem Vorsitzenden gewählt wurde, war kein Unbekannter in der hiesigen Jazzszene. Der gebürtige Hannoveraner und gelernte Kaufmann, der sich selbst als hannoversches „Kellerkind“ bezeichnete, war schon in jungen Jahren als Manager verschiedener Jazzbands in Erscheinung getreten.Er lenkte den Club unter der Devise, dass Jazz damit stehe und falle, „dass sich einer drum kümmert“ – und als „Kümmerer“ hielt er die Fäden am liebsten selbst fest in der Hand. Mit seiner extrovertierten und medienwirksamen Art und einem Netzwerk, das sich durch alle Gesellschaftsschichten zog, verschaffte er dem kleinen Jazzkeller ein Renommee, das bis heute anhält. Durch seine zeitgleich beginnenden beruflichen Aktivitäten als hauptamtlicher Imagepfleger der Stadt entwickelte er sich auch selbst zu einer prominenten Gestalt der Stadt. Zu einem Zeitpunkt, an dem Hannover sich massiv anstrengte, das Image einer grauen, steifen und langweiligen Stadt abzustreifen, weckten kreative Köpfe wie Mike Gehrke Hoffnungen auf ein neues Lebensgefühl und eine bessere Außenwahrnehmung.
Mike Gehrke, der bald den Beinamen „Mr. Jazz“ führte, verpasste der Leinestadt einen neuen Farbanstrich: Er organisierte das Straßenkunstexperiment, die Altstadtfeste und den Flohmarkt und war mit allerhand Konzepten für die Hannover-Werbung beschäftigt. Geschickt ließ er dabei seinen geliebten Jazz in die zahlreichen Projekte einfließen. Ob bei der Aufstellung der polarisierenden Nanas seiner Freundin Niki de Saint Phalle oder auf der Bühne des Altstadtfestes – die Mitglieder des Jazz Clubs waren stets dabei.
Durch das Geschick des eifrigen Clubvorsitzenden entwickelte sich Hannover zu einer der bedeutendsten Jazzmetropolen Deutschlands. Kein Wunder also, dass Mike Gehrke für viele Hannoveraner und weltweit verstreute Freunde die Seele des hannoverschen Jazz Clubs war. Als er im Juni des Jahres 2004 nach knapp 40 Jahren Clubführung überraschend verstarb, zog ein gewaltiger Trauermarsch mit anschließender Jam-Session durch die Stadt. Den Mitgliedern des Jazz Clubs hinterließ Mike ein großes Erbe, das der kleine Jazzkeller auf dem Lindener Berg aber mutig anpackte und meisterte.
Das Andenken an den rührigen „Mr. Jazz“ wird seither auch durch das alljährlich im Juni stattfindende Gedenkkonzert der „Gesellschaft der Freunde des Jazz“ und die einst von Mike Gehrke persönlich komponierte jazzige Telefonwarteschleife der Stadtverwaltung aufrechterhalten.
„Sind Sie noch dran?“ – Keep swinging, Mike!