Im Jazzkeller auf dem Lindener Berg hat mit dem Jahreswechsel auch ein Wechsel im Booking stattgefunden: Auf Gerd Kespohl, der seit Mitte 2018 das Konzertprogramm des Jazz Clubs gestaltete, folgt Bernd Schwope. Der Journalist kennt sich bestens aus in der Musikszene und führte als freier Redakteur etliche Interviews mit Stars wie Herbie Hancock, Wayne Shorter, Michael Brecher, Norah Jones, den Black Eyed Peas und Kanye West für Magazine wie Prinz, magaScene, Schädelspalter, WOM und die Plattenfirma Universal.
Auch den Jazz Club und dessen Programmgestaltung begleitet Bernd Schwope bereits seit vielen Jahren. Als freier Mitarbeiter der lokalen Tageszeitungen (Hannoversche Allgemeine Zeitung und Neue Presse) verfasste Schwope schon so manche Konzertkritik nach seinen Besuchen im Jazz Club. An das erste Konzerterlebnis im renommierten Jazzkeller auf dem Lindener Berg kann er sich bis heute erinnern: „Das war um 1980, als Günter Hampel im Club auftrat. Das unvergesslichste Konzert im Jazz Club ist für mich aber bis heute der Auftritt von Hannibal Marvin Peterson im Jahr 1983.“
Für Bernd Schwope ist Jazz die „Musik des Moments“, die er in all seinen Facetten darstellen möchte, und zwar grenzüberwindend und Generationen übergreifend. Mit diesem Ansatz stellt er sich in die Tradition des langjährigen Jazz Club-Bookers Nicolas Sempff, der vor einigen Jahren verstarb. Schwope interessiert sich nicht für Jazz nach Reinheitsgebot und langwierige Diskussionen um das, was Jazz ist oder nicht ist. Er verfügt über ein breites Verständnis von Jazz, das Tradition und Moderne, Avantgarde-Jazz ebenso wie Blues und Funk wie BeBop umschließt und dabei neue Strömungen und jungen Jazz fördern möchte, ohne den Blick für traditionelle Spielarten zu verlieren.
Dieser offene Umgang mit dem Facettenreichtum des Jazz kommt nicht von ungefähr: Die Musik zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben des begeisterten Plattensammlers. Als „DJ Tiga“ legte er unter anderem im Sub, Palo Palo und im Gig auf. Außerdem war er für das musikalische Programm im unvergessenen Club „3Raum“ am Ballhof in Hannovers Altstadt verantwortlich, an dem Schwope beteiligt war. Als ehemaliger Clubmacher weiß er, worauf es bei der Programmgestaltung ankommt. Zugleich verfügt er über einige Erfahrungen als Musiker und kennt somit auch die Seite seiner neuen Verhandlungspartner, nämlich diejenige der Bands. Schwope war Schlagzeuger in der Avant-Funk-Jazz-Band „Bad Enuff“, MC bei der Funkband „Tom Oz & The Wet“ und hat sich als „Def Bernie B.“ sogar im Heavy-Metal-Rap ausprobiert.
Auch im Jazz Club möchte er Experimente wagen. Das Jahresprogramm für 2023 ist bereits gut gefüllt mit Konzertoptionen, die noch unter der Ägide von Gerd Kespohl geplant wurden. Aber Bernd Schwope hat nicht nur die Verwaltung des Programms seines Vorgängers übernommen, sondern setzt auch in diesem Jahr bereits eigene Ideen um. Die Besucherinnen und Besucher des Jazz Club dürfen daher auf große Acts wie Bobby Sparks gespannt sein, die in den kommenden Monaten im Jazz Club gastieren.