Wer die vergangenen zehn Monate des Jahres 2020 Revue passieren lässt, ist geneigt, die Zeit in „vor“ und „nach“ Corona einzuteilen. In der Tat kamen die Corona-bedingten Einschränkungen im Frühjahr einer Zäsur gleich, die bis heute unser Leben bestimmt. Dies gilt selbstverständlich nicht nur für die Kultur- und Veranstaltungsbranche – allerdings hat es diese Branche von Beginn an besonders hart getroffen. Es sind dramatische Geschichten, die man in den vergangenen Monaten innerhalb der internationalen Jazz-Szene vernehmen konnte und die Zukunft wird noch deutlich finsterer aussehen, wenn die Pandemie die Menschen tatsächlich noch bis mindestens Ende nächsten Jahres beschäftigen wird. Das Jazzinstitut in Darmstadt geht nach eigener Angabe derzeit davon aus, dass schlimmstenfalls 50 Prozent der rund 500 Jazz-Clubs, die in Deutschland existieren, im Laufe des nächsten Jahres aus der Kulturlandschaft verschwunden sein werden.
Dieser alarmierenden Perspektive möchten die Mitglieder des Jazz Club Hannover entgegenwirken, indem sie zumindest im kleinen Rahmen zur Existenzsicherung der Jazz-Szene beitragen.
„Wir sehen uns als Arbeitgeber der Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker“, sagt Vanessa Erstmann, 1. Vorsitzende des Jazz Club Hannover. „Die gesamte Kulturbranche ist an einem äußerst kritischen Punkt angelangt. Nun gilt es, den Schaden zu begrenzen und einen sicheren sowie kontrollierten Umgang mit der Pandemie zu finden, der uns gestattet, ein kulturelles Leben während der Pandemie zu führen.“
In den vergangenen Wochen haben die Mitglieder des Jazz Clubs viel Zeit und Energie in die Erarbeitung eines Hygiene-Konzeptes für den Jazz Club gesteckt, das dem Verein die Wiederaufnahme des Konzertbetriebs ermöglichen soll. Mit fachlicher Beratung eines externen Hygiene-Beauftragten ist ein 15 Seiten umfassendes Hygiene-Konzept erstellt worden, das die Auflagen der niedersächsischen Corona-Verordnung übererfüllt, dem Gesundheitsamt der Region Hannover zur Prüfung vorgelegt wurde und von der Leitung des niedersächsischen Gesundheitsministeriums als vorbildlich bezeichnet worden ist.
Der kontrollierte und an die jeweils aktuellen Vorgaben der niedersächsischen Landesregierung angepasste Konzertablauf soll den BesucherInnen des Jazz Clubs einen sicheren Konzertgenuss ermöglichen. Allerdings wird sich die Konzertatmosphäre aufgrund der neuen Rahmenbedingungen von der gewohnten Atmosphäre im Club unterscheiden. Während die BesucherInnen sich zu Zeiten vor Corona frei durch den Jazz Club bewegen konnten, wird es nun einen festen Bestuhlungsplan geben, der sich an den geltenden Abstandsregeln orientiert. Außerhalb des Sitzplatzes herrscht Maskenpflicht, die kürzlich gewartete Belüftungsanlage wird auf Hochtouren laufen, der Ticketverkauf nur über den VVK unter Erfassung der Kontaktdaten erfolgen und die Besucherkapazität deutlich eingeschränkt sein. „Wir sind dankbar, dass es nun überhaupt weitergehen kann und wieder Live-Jazz durch unseren geliebten Jazz Club schallen wird. Der Neustart bedeutet uns sehr viel!“, erklärt Erstmann zur Stimmungslage der Clubmitglieder.
Zu normalen Zeiten veranstaltete der Jazz Club etwa 80 Konzerte mit 400 MusikerInnen pro Jahr. Nun meldet sich der ehrenamtlich geführte Verein zunächst mit einem reduzierten Konzertprogramm aus der Corona-Pause zurück. Mit der Entscheidung, aufgrund der begrenzten Sitzplatzkapazitäten pro Abend zwei Konzertdurchläufe derselben Band anzubieten, folgt der Jazz Club einem mittlerweile auch in deutschen Spielstätten verbreiteten Verfahren. Die Konzerte beginnen jeweils um 18 Uhr (Einlass 17:30 Uhr) und 21 Uhr (Einlass 20:30 Uhr). Die Spielzeit pro Konzert beträgt etwa 70 bis 80 Minuten, eine Pause während der Konzerte wird es nicht geben.
Nachtrag vom 29.10.: Aufgrund der ab dem 2.11. geltenden Maßnahmen zur Bekämpfung von Covid-19 müssen wir unseren für November geplanten Neustart leider noch einmal verschieben. Wir behalten die aktuellen Entwicklungen im Auge und planen zunächst weiter an unserem Konzertprogramm für den Dezember.